1962:
Die Kubakrise drängt die Welt an den Rand des 3. Weltkrieges, schuld ist die
Stationierung russischer Mittelstreckenraketen auf der Karibikinsel. Der 1.FC
Köln wird Deutscher Fußballmeister. Die Deutsche Fußballnationalmannschaft
scheitert bei der Weltmeisterschaf0t in Chile im Viertelfinale an Jugoslawien.
Ein Liter Normalbenzin kostet 57 Pfennig, eine Mass Bier auf dem Münchner
Oktoberfest 1,90 DM. Die Antibabypille kommt in Deutschland auf den Markt
und die beliebtesten Vornamen sind Sabine und Michael. In Hausen im
Wiesental trifft sich am 26. Mai 1962 eine illustre Männergesellschaft im
Gasthaus zur Linde um eine Narrenzunft zu gründen und das Narrentreiben im
Hebeldorf in geregelte Bahnen zu bringen.
Im vereinsfreudigen Hebeldorf Hausen ist die Narrenzunft mit ihren nunmehr
50 Jahren einer von den jüngeren Vereinen. Es kann aber mit Sicherheit
angenommen werden, das es schon sehr lange vor dem offiziellen Gründungs-
tag in Hausen “Narren” gegeben hat, die in spontan zusammen getretenen
Gruppen Fasnachtsveranstaltungen durchgeführt nd altes alemannisches
Fasnachtsbrauchtum gepflegt haben. Ältestes Dokument ist ein Briefwechsel
von Herrn Walter Arzets Großmutter an seine Mutter nach Italien vom 6. März
1911. In diesem Brief heißt es unter anderem: “In Hausen haben auch die
Sozen Fasnacht gespielt, nämlich die Bürgermeisterwahl, auch eine Schnit-
zelbank. Becker hat mitgespielt - haben Schäuble und Berta recht mitge-
nommen!” Nachforschungen von Walter haben ergeben, das die Szene auch
auf der Straße bei einem Umzug in Hausen ausgespielt wurde. Ein weiteres
Dokument im Besitz der Narrenzunft Hausen, ist eine Schnitzelbank von 1914.
Herausgegeben von den Hausener Rekruten der Jahrgänge 1892 - 1894. Im
Jahre 1936 erschien ein Artikel in der Badischen Zeitung über Hemdglunki und
Maskenball in Hausen. Möglicherweise waren die beiden Fasnachtshoch-
burgen Zell und Schopfheim schuld daran, das in Hausen lange Zeit keine feste
Vereinigung der Narren stattgefunden hat, weil man sich der Einfachheit
halber direkt an deren Fasnachtstreiben anschloss. Aber irgendwann im Jahre
1961 oder Anfang 1962, so heißt es im Vorwort des ersten Protokollbuchs,
rafften sich einige junge Männer aus Hausen auf und beschlossen dem losen
Narrentreiben ein Ende zu setzen, sowie die Narretei in Hausen in geordnete
Bahnen zu lenken.
Nachdem sich die Hausener Narren mit drei Wagen am Fasnachtsumzug in Zell
beteiligt hatten, wurde eine Gründungsversammlung auf den 26. Mai 1962 in
das Gasthaus Linde einberufen und mit der Wahl der Vorstandschaft orden-
tlich durchgeführt. Dieses Datum ist somit der offizielle Geburtstag der
Narrenzunft Hausen. Zum ersten Präsidenten wurde Helmut Mrohs gewählt.
Warum 6 Monate später am 17. November 1962 die Vorstandschaft bereits
wieder neu gewählt wurde, wobei es keine Veränderungen gab, konnte nicht
mehr in Erfahrung gebracht werden. Bereits 1963 wurde dann von der neu
gegründeten Narrenzunft unter der Mitwirkung örtlicher Vereine und der
Fasnachtsgesellschaft Zell der erste “Bunte Abend” durchgeführt. Dies gilt als
Geburtsstunde der legendären Hausener Zunftabende. Ebenso wurde der
Hemdglunkiumzug mit anschließendem Narrentreiben in der Festhalle
organisiert und durchgeführt.
Auf betreiben des damaligen Gemeinderates Armand Wilhelm Brendlin wurde
zum Hemdglunkiumzug eine große, beleuchtete Laterne geschaffen und beim
Umzug mitgetragen. Diese Laterne, welche in ihrer Idee eine Leihgabe von der
Basler Fasnacht ist, ist in ihrer Art und ihren wechselnden Bildern bis zu
heutigen Tage eine Besonderheit der Hausener Fasnacht. Sie ist im Verbands-
gebiet des Verbandes Oberrheinischer Narren-zünfte einmalig. Nicht nur in
gelungenen Zunftabenden und im Bau von Fasnachts-wagen zeigte sich die
Aktivität der jungen Narrenzunft.
Im Juni 1965 wurde Ernst Sänger zum Oberzunftmeister der Narrenzunft
Hausen gewählt. Auch in der Schaffung ihres Fasnachtssymbols die
“Schellewercher” im Jahre 1968 wurde diese Aktivität dokumentiert. Die Figur
des des Schellewerchers mit Holzmaske, Holzschuhen, Schuppenkleid und
Schellenstab ist seither über die Grenzen unserer südbadischen Heimat
bekannt. Gleichzeitig entstand auch der Mädchenfanfarenzug der Narren-
zunft. Diese Gruppe war mit ihren schicken Kostümen und flotten Klängen
über viele Jahre hinweg fester Bestandteil bei den Veranstaltungen der NZH.
Eine intensive Freundschaft wurde mit dem Spielmannszug Meckesheim bei
Heidelberg gepflegt. Obwohl die Narrenzunft noch nicht Mitglied im Verband
Oberrheinischer Narrenzünfte war, wurde in Hausen das erste Wiesentäler
Narrentreffen im Jahre 1969 abgehalten. Laut Presse beteiligten sich ca. 600
Hästräger am farbenprächtigen Umzug. Über 4000 Besucher säumten die
närrisch dekorierten Straßen. Als besondere Überraschung war an diesem Tag
wohl der Besuch des Narrenmeisters des Verbandes Oberrheinischer Narren-
zünfte Frieder Bladringer aus Freiburg zu werten. Eine gute Vorbereotung und
eine hervorragende Organisation sorgten für einen großen Erfolg dieser
Veranstaltung. Auch wurde beim Zunftabend 1969 eine neue Maskengruppe
vorgestellt. Es waren die “Irrlichter” Die Initiative dazu kam vom damaligen
Jugend-leiter des FC Hausen Klaus Roths. Die Jugendspieler, aus deren Kasse
ein Teil der Anschaffungskosten stammte, stellten auch jahrelang die
Hästräger. Kostüme und Utensilien für diese Gruppe wurden von Liselotte
Blaznik und Gerhard Brugger geschaffen.
Als weiterer Meilenstein in der Geschichte der NZH kann man das 2.
Wiesentäler Narrentreffen vom 9.2.1973 - 11.2.1973 in Hausen bezeichnen.
Verbunden mit den närrischen Feierlichkeiten zum 11-jährigen Bestehen der
NZH war dieses Narrentreffen mit über 800 Hästrägern und ca. 6000
Besuchern in jeder Hinsicht ein großartiger Erfolg. Zu diesem närrischen
Geburtstag wurde von der NZH der “Große Verdienstorden” geschaffen und
erstmal an besonders verdiente Akteure verliehen. Nach nunmehr elfjähriger
Tätigkeit im Dienste der Narretei wurde der Narrenzunft Hausen allgemein
bestätigt, das es ihr gelungen ist, in Hausen eine gute und eigenständige
Fasnacht aufzubauen.
Im Herbst 1973 wurde von einigen Jungmusikern der Hebelmusik eine
Guggenmusik gegründet, die den Namen “Grendelvorlandband” trug. Benannt
nach einem Bergriegel zwischen Hausen und Zell. Diese Formation, welche die
Fasnacht in Hausen bereicherte und sogar als Sieger bei einem international-
en Guggenmusiktreffen 1981 in Maulburg hervorging, bestand bis zum Jahr
1984. Auch während der “nicht närrischen Zeit” war man in all den Jahren
rührig und aktiv. So wurde schon damals, wie heute auch noch, Altpapier
gesammelt, an Mannschaftswettkämpfen der örtlichen Vereine teilgenom-
men, sowie gemeinsame Wanderungen und Ausflüge unternommen. Im Jahre
1976 fand in Hausen ein großes Fanfarenzug-Freundschaftstreffen statt. Über
500 Teilnehmer gaben sich ein Stelldichein im Hebeldorf.
Mit dem “Zundelheiner” und “Zundelfrieder” wurden auf Initiative von Walter
Olschowka im Jahre 1976 zwei neue Symbole der Hausener Fasnacht einge-
führt. Mit ihrem Erscheinungsbild und den geschliffenen Versen leisteten sie
einen wertvollen Beitrag zur Hausener Dorffasnacht.
1979 beim Herbstkonvent des Verbandes Oberrheinischer Narrenzünfte in
Grenzach-Wyhlen erfolgte dann die Aufnahme als Vollmitglied in der VON bei
der man bisher nur Gastzunft war. Die Patenzünfte waren die Fasnachtsgesell-
schaft Zell und die Narrenzunft Todtnau. Bei dieser Gelegenheit konnte auch
die neu geschaffene Hexengruppe der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Diese
Hexengruppe besteht bis heute nur aus Frauen und die Kostüme der
“Huusemer Dorfhexe” wurde von ihnen selbst genäht. Mit zwei Zunftabenden
und einem großen Umzug mit ca.1200 Hästrägern wurde 1981 der 19. Geburts-
tag der NZH gebührend gefeiert. 8000 Zuschauer säumten laut Presse die
närrisch geschmückten Straßen Hausens. Mancher Leser dieser Zeilen mag
sich vielleicht wundern, das immer außergewöhnliche Geburtstage gefeiert
wurden.
Das kommt wohl daher, das man bei der Narrenzunft Hausen schon immer der
Meinung war, man sollte die Feste feiern wie sie fallen, ohne sich an feste
Normen zu halten. Mit viel Einsatz und Arbeit konnte bis Mitte der neunziger
Jahre im Herbst ein Tanzabend unter dem Motto “Evergreens im Goldener
Oktober” durchgeführt werden. Gute Tanzmusik aus den fünfziger Jahren war
jedes Mal ein Garant für einen unvergesslichen Abend. Leider ging das
Interesse an dieser Veranstaltung im Laufe der Zeit stark zurück, so das sie
aufgegeben wurde. Mit Inge Pfeifle kam im Jahre 1984 zum ersten Mal eine
Frau in den elfköpfigen Zunftrat. 1985 zum 225 jährigen Geburtstag von
Johann Peter Hebel nahm die NZH mit dem Festwagen „Das Hexlein” an den
Umzügen am 10. und 12. Mai teil. Gerade rechtzeitig zum silbernen Jubiläum
konnte 1986 die Gruppe der „Irrlichter”, welche zwischenzeitlich von der
Bildfläche verschwunden war, wieder aktiviert werden. Damit konnte die
Narrenzunft Hausen in ihrem Jubiläumsjahr drei verschiedene Maskengruppen
vorweisen. Mit einem Brauchtumsabend, dem Jubiläumszunftabend und dem
großen Narrentreffen feierte die NZH vom 13. - 15. Februar 1987 ganz groß das
25-jährige Jubiläum. Im Rahmen des Jubiläumsabends wurde Oberzunftmeis-
ter Ernst Sänger mit der Ehrennadel des Landes Baden - Württemberg ausge-
zeichnet. 1800 Hästräger und 8000 Zuschauer waren an diesem Jubiläums-
umzug im Hebeldorf auf den Beinen. Im Jahre 1989 schlug in Hausen die
Geburtsstunde für eine mittlerweile hochkarätige Veranstaltung. Das
Altbadische Narrengericht in der Wirtsstube des Gasthauses Adler nahm seine
Verhandlungen auf. Seit dieser Zeit tagt immer am Fasnachtsdienstag unter
dem Vorsitz seines Initiators Ehrenzunftrat und Altbürgermeister Karl Heinz
Vogt diese närrische Einrichtung. Bei der Generalversammlung am 1. Novem-
ber 1990 legte Oberzunftmeister Ernst Sänger nach 25-jähriger verdienstvoller
Tätigkeit sein Amt in jüngere Hände. Sein Nachfolger wurde der bisherige
Zeremonienmeister Michael Brugger. Ernst Sänger wurde für seine langj-
ährigen Verdienste unter großem Beifall zum Ehrenpräsident der Narrenzunft
Hausen ernannt.
Das Wiesentäler Freundschaftstreffen zum 3x11 jährigen Jubiläum der NZH
fand bei strahlendem Sonnenschein am 11. und 12. Februar 1995 statt. 2400
Hästräger und an die 10000 Zuschauer verfolgten das närrische Geschehen auf
Hausens Straßen. Das Jahr 1998 brachte für die NZH einen schmerzlichen
Verlust. Ehrenpräsident Ernst Sänger verstarb nach langer und schwerer
Krankheit im Alter von 78 Jahren. Ihm ist die NZH zu großem Dank verpflichtet.
In kleinerem Rahmen wurde im Spätherbst 2002 das 40-jährige Jubiläum der
Narrenzunft Hausen gefeiert. Eine viel beachtete Foto und Utensilienaus-
stellung unter dem Motto “40 Jahre NZH” in der Sparkasse Hausen wurde ein
voller Erfolg. Am 16. November 2002 fand in der Festhalle ein Jubiläumsabend
statt. Einen weiteren Einschnitt gab es im Juni 2004. Nach 25-jähriger
Vorstandstätigkeit, davon 14 Jahre als Oberzunftmeister, reichte Michael
Brugger das Narrenzepter an seinen Bruder Mario weiter. Am Zunftabend 2005
wurde Michael Brugger für seine Verdienste um die Narrenzunft Hausen und
die Hausener Fasnacht zum Ehrenoberzunftmeister ernannt.
Eine Toporganisation und ein gut funktionierendes Team waren Garant für das
4x11 jährige Jubiläum der Narrenzunft Hausen welches im Februar 2006
gefeiert wurde. Mit dem Jubiläumszunftabend und eimem großen Umzug mit
2500 Hästrägern und 10000 Zuschauern feierte die Narrenzunft Hausen das
närrische Jubiläum. Zum 250. Geburtstag Johann Peter Hebels im Mai 2010
nahm die NZH mit einem liebevoll gestalteten Festwagen “Das Hexlein” an den
Umzügen am 9. und 10. Mai teil.
Im August 2011 verstarb Ehrenzunftrat Albert Läubin im Alter von 74
Jahren.Mit einem närrischen Jubiläumswochenende im November 2012 beging
die NZH ihr 50-jähriges Vereinsjubiläum.Den Auftakt bildete eine sehr schöne
Fotoausstellung mit Stehempfang im Hebelhaus in Hausen. Am Samstag fand
in der Festhalle ein grosser Jubiläumsabend mit närrischen Beiträgen sowie
mit einer Power-Point Präsentation zur 50-jährigen Geschichte statt. Eine
grosse Delegation des VON nahm an diesem Abend teil,an der Spitze Narren-
meister Paul Teike. Voll ins schwarze traf die NZH mit OZUME Mario Brugger
mit dem Stehempfang im ehemaligen Gasthaus zur Linde,dem Gründungsort
der NZH im Jahr 1962.
5 Jahre später wurde wieder närrisch gefeiert. So durfte die NZH vom 3.-
5.Februar 2017 mit zahlreichen Gästen aus nah und fern das 5x11 jährige
Jubiläum feiern. Den Auftakt bildete ein Jubiläumsabend in der Festhalle mit
zahlreichen Ehrungen und Beiträgen durch die Akteure der NZH aber auch
durch die Patenzünfte aus Todtnau und Zell.Am Samstag kam es dann zu einer
Premiere im Hebeldorf:Der erste Narrenbaum in der
Geschichte der NZH wurde gestellt. Es war ein munteres Treiben und ein
fröhliches Narrenfest im Narrendorf vor der Festhalle. Ein vielbeachteter
oekumenischer Gottesdienst eröffneteden Festsonntag in der Katholischen
Kirche. Nach dem Zunftmeisterempfang bewegte sich ein bunter Narrenwurm
mit über 2000 Hästrägern und Musikern durch die närrisch geschmückten
Strassen des Hebeldorfes. Der Wettergott war uns leider nicht wohlgesonnen
und schickte strömenden Dauerregen ins Hebeldorf was jedoch ca. 6000
Zuscvhauer nicht davon abhielt das Narrentreiben zu verfolgen.Im Juli 2018
übergab Oberrzunftmeister Mario Brugger an der Generalversammlung nach
14 Jahren Amtszeit das Amt des Oberzunftmeisters an Björn Keller welcher
einstimmig gewählt wurde. Einen schmerzlichen Verlust brachte im August der
Tod unseres Ehrenzunftrates, Altbürgermeisters und Altnarrenrichter Karl
Heinz Vogt, welcher doch für alle überraschend mit 78 Jahren von dieser Welt
abberufen wurde. Ihm ist die NZH zu grossem Dank verpflichtet. Am
Zunftabend 2019 wurde Mario Brugger für seine grossen Verdienste um die
Narretei im Hebeldorf zum Ehrenoberzunftmeister der NZH ernannt. Die
Zunfträte Elke Kiefer und Gerhard Kiefer wurden für ihre Verdienste bei der
NZH zu Ehrenzunfträten ernannt. Möge das Hausener Narrenschiff weiter
sicher durch die Närrische See fahren und gross und klein in der fünften
Jahreszeit viel Freude schenken.
"Glück Auf NZH"
Michael Brugger (Ehrenoberzunftmeister)
HUUSE HO